"Chancengleichheit in der Schule"

Offener Grünentreff 3.11.09, Löhrstr. 7, Grünes Büro

Referentin: Dr. Anne Schmidt-Peters, Geschäftsführerin am Zentrum für Lehrerbildung an der Uni Siegen

"Institutionelle Diskriminierung durch Gleichbehandlung!? - Anmerkungen zur Chancengleichheit in der Schule"

Das Thema Bildung ist eines der großen Zukunftsthemen, das auf allen politischen Ebenen zur Zeit diskutiert wird. Dabei ist die Herangehensweise der einzelnen Partein völlig unterschiedlich: Diskutiert werden die Auflösung der Hauptschulen und ihre Integration in eine "Stadtteilschule" oder "Gemeinschaftsschule", die flächendeckende Einrichtung von Gesamtschulen oder aber auch die Abschaffung der Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien, und Förderschulen zu Gunsten einer Schule für alle, wie es in Skandinavien erfolgreich vorgelebt wird.

Dr. Anne Schmidt-Peters trug ihre meist auf konkrete Forschungsergebnisse basierenden Vorstellungen zur Gestaltung von Schule und Unterricht, die insbesondere der Verschiedenheit der SchülerInnen gerecht werden soll, vor. Schmidt-Peters zum individuellen Lernen: "Wir sollten selbstverständlich allen verschiedenen Fähigkeiten und sozialen Kontexten der SchülerInnen Rechnung tragen, also der Andersartigkeit jeder Schülerin und jeden Schülers."

Dass derzeit die tagtägliche Arbeit in den Schulen noch unendlich weit von dem Ziel der individuellen Förerung entfernt ist, sei ihrer Meinung nach dadurch verursacht, dass die SchülerInnen des 21. Jahrhunderts immer noch von LehrerInnen des 20.Jahrhunderts nach Methoden des 19. Jahrhunderts unterrichtet würden. "Sie arbeiten teilweise noch in dem Schulsystem und einer Arbeitsumgebung, die im Wesentlichen aus dem 19.Jahrhundert stammt!"
Die derzeitigen Organisationsform und Bedingungen in der Schule, wie die Zurückstellung beim Schulanfang, die frühe Selektion von SchülerInnen bei der Empfehlung zur weiterführenden Schule, die geringe Durchlässigkeit zwischen den Schulformen, die Notengebung, das Sitzenbleiben sowie die Überweisung zur Sonderschule führen nur zur Beschämung und Frustration von SchülerInnen und Eltern, führe nachweislich eher zu schlechteren Bildungsabschlüssen und stehe schlicht dem Recht der Kinder auf Chancengleichheit nur im Weg.

Mit der Referentin waren die ZuhörerInnen sich darüber einig, dass sich die Gesellschaft im 21. Jahrhundert gewandelt hat zu einer pluralen Einwanderungsgesellschaft, mit mehr Individualität in den Lebensstilen und Familienformen. In dieser Gesellschaft kann, davon wusste Anne Schmidt-Peters zu überzeugen, Chancengleicheit nur gewährleistet werden durch ein konsequent integratives Schulsystem mit Ganztagsschulen, die u.a. dezentrale Arbeitsräume für kleine, sich als Lernbegleiter verstehende Lehrerteams bereitstellen. Schulanforderungen also, die derzeit nur  die Gesamtschulen konzeptionell und seit langem auch in ihrer praktischen Arbeit überzeugend und erfolgreich erfüllen.

Nach angeregter Diskussion, ergänzt durch Ausführungen des heimische MDL-NRW der Grünen, Johannes Remmel, zu dem von der NRW-Landespartei beschlossenen Konzept "Eine Schule für alle/ Gemeinschaftsschule", stand eines klar fest: Schule muss sich erheblich verändern, wenn das Recht eines jeden  Kindes auf Chancengleicheit nicht nur auf dem Papier stehen soll!"

Fotos: Eimo Enninga

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