Michael Groß stellt sich den Fragen des Jugendparlaments

Michael Groß,
Bürgermeisterkandidat Bündnis 90/Die Grünen Siegen

 

Antworten zu den Fragen des Jugendparlaments

 

4 persönliche Fragen

 

1.       Was war Ihnen als Kind/Jugendliche*r in Ihrer Freizeit wichtig? Wofür haben Sie sich engagiert?

Als Kind war ich eher unpolitisch. Ich habe mich für Fußball und andere Sportarten interessiert und war sehr viel draußen mit Freund*innen. Als Jugendlicher habe ich mich dann dafür eingesetzt, dass wir in meiner Schule einen Freizeitraum erhalten. Hat auch geklappt.

 

2.       Warum sind Sie in die Politik gegangen?

Als ich 18 war, gab es große Proteste gegen die Atomkraft, auch in Siegen. Ich bin dann zur Bürgerinitiative Umweltschutz gegangen, die sich dagegen engagierten. Das fand ich sehr überzeugend. Gleichzeitig entstanden 1979 die GRÜNEN lokal und bundesweit. Da war ich von Anfang an dabei. Hier in Siegen bin ich damals in verschiedenen christlichen Jugendgruppen gewesen, um die Jugendlichen von den Ideen der GRÜNEN zu überzeugen. Ich fand immer, dass die religiöse Haltung „die Schöpfung zu bewahren“ sehr gut zu den GRÜNEN und dem Umweltschutzgedanken passt.

 

3.       Was gefällt Ihnen an Siegen besonders gut, was würden Sie sich anders wünschen?

Ich finde, Siegen ist eine überwiegend weltoffene und bunte Stadt, in der es unglaublich viele Menschen gibt, die sich in den vielen Vereinen und Organisationen engagieren, z.B. im Sport, in Umweltverbänden, bei der Feuerwehr, in Jugendtreffs und im Jugendparlament, in kirchlichen Gruppen. Das ist toll und das gibt es so nicht in vielen Regionen.

Ja, ich wünsche mir, dass vor allem die Verwaltung in Siegen und die politisch Verantwortlichen die Klimakrise endlich wirklich ernst nehmen. Es gibt zwar die ein oder andere gute politische Entscheidung, wie etwa die Photovoltaik auszubauen, aber die Verwaltung setzt das nicht um. Dabei rennt uns global und lokal die Zeit weg. Es muss schnell etwas in Sachen Umweltschutz passieren.

 

4.       Was sind die besten drei Eigenschaften, die Sie mitbringen, um Bürgermeister*in zu werden?

Ich bin kein Mensch, der schnell aufgibt, und verfolge meine Ziele auch, wenn es Widerstände gibt. Ich bin durchsetzungsstark und kann Menschen für einen gemeinsamen Weg begeistern.

 

14 politische Fragen

5.       Wo setzen Sie in den nächsten 5 Jahren den Schwerpunkt in Ihrer politischen Arbeit? Wo sehen Sie den dringendsten Handlungsbedarf?

Klimaschutz ist das herausragende Thema!! Wir brauchen in Siegen sehr viel mehr Windkraft und Photovoltaik. Wir brauchen gut gedämmte Häuser, um den Energiebedarf zu senken. Und wir brauchen dringend weniger Verkehr in der Innenstadt. Das können wir nur schaffen, wenn wir den Bus- und Bahnverkehr drastisch verbessern: billiger, bessere Taktung, neue Haltepunkte für die Bahn. Wir müssen endlich gute und durchgängige Radwege schaffen. Der Flächenverbrauch muss reduziert und die Flächen festgelegt  werden, in denen sich die Natur wieder frei entwickeln kann (z.B. Wildwiesen und Naturwaldzellen).

 

6.       Das Siegener Stadtbild hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Z.B. durch die Freilegung der Sieg, den neuen Bahnhof, den Abriss der alten Jugendherberge im Schlosspark. Welche weiteren Maßnahmen zur Verschönerung der Stadt sind geplant?

Der Siegplattenabriss und die Neugestaltung des Siegufers war das große grüne Thema der letzten 30 Jahre. Heute sind wir stolz, dass wir uns gegen alle Widerstände durchgesetzt haben. Auch bei dem Abriss der alten Jugendherberge war das der Fall. Die nächsten Aufgaben: durchgängige Fuß-und Radwege an der Sieg, Abriss Herrengarten, um dort einen kleinen Park zu entwickeln, großer Wasserspielplatz an dem kleinen Park hinter Kochs Ecke und, und, und.....

 

7.       Wo sehen Sie in den nächsten Jahren Ihr Schwerpunktthema in der Jugendpolitik in Siegen?

Ich denke, es ist dringend nötig, die Jugendlichen bei den verschiedenen Projekten in unserer Stadt, sei es bei der Stadtgestaltung oder bei der Ausgestaltung der Jugendarbeit direkter miteinzubinden. Dies gilt sowohl für nicht-organisierte Jugendliche wie für das Jugendparlament. Das müssen auch wir als GRÜNE in den nächsten fünf Jahren deutlich besser machen.

 

8.       Wie stellen Sie sich die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit in den nächsten Jahren vor und welche Schwerpunkte möchten Sie dort setzen?

Grundsätzlich finde ich, dass wir in Siegen hier gar nicht so schlecht aufgestellt sind. Zwar gibt es nicht in allen Stadtteilen Angebote, aber für eine Stadt unserer Größe haben wir doch einiges in den Kinder- und Jugendtreffs zu bieten. Allerdings sind sie baulich zum Teil in keinem guten Zustand. Da muss dringend etwas geschehen. Ansonsten fehlt es im Allgemeinen an kleinen Parks, an frei zugänglichen und gut ausgestatteten Bolz- und Basketballplätzen, an Spielplätzen mit dem Element Wasser, an Orten also, wo sich Kinder und Jugendliche gerne aufhalten.

 

9.       Die „Corona-Krise“ hat gezeigt, dass es vielen Schulen an technischer Ausstattung für online Angebote mangelt. Lehrer*innen sind unqualifiziert und können technische Tools nicht nutzen. Wie wollen Sie sicherstellen, dass die Schulen in Zukunft besser hierfür gerüstet sind?

Ja, das ist nicht ganz so einfach, da die Stadt für die Lehrerausbildung nicht zuständig ist und das ehrlicherweise auch gar nicht stemmen könnte. Ich finde, hier geht es immer wieder darum, dem zuständigen Land NRW Hinweise zu geben, was alles nicht gut läuft.

Bei der technischen Ausstattung ist es etwas anders: hier ist die Stadt schon damit befasst, Programme aufzulegen bzw. Programme des Landes umzusetzen. Wir wollen, dass jedes Kind Zugang zu einem PC oder Tablet hat, und natürlich, dass die erforderlichen Internet-Anschlüsse mit einer guten Schnelligkeit vorhanden sind.

 

10. Was wollen Sie generell dafür tun, dass Schüler*innen gerne in Siegen zur Schule gehen?

Na, das ist nun wirklich nicht einfach, da ja jede*r Schüler*in sehr unterschiedliche Gründe hat, warum man gerne zur Schule geht oder nicht. Ich glaube aber, dass es vier Punkte gibt, die die Motivation fördern können:

  • problemlose Schulwege, das heißt keine überfüllten Busse, kein PKW-Stau vor den Schulgebäuden, gute Erreichbarkeit per Rad
  • gute Lernbedingungen, das heißt genügend und funktionierende technische Ausstattung in nicht zu großen Klassen
  • individuelle Förderung der Kinder und Jugendlichen, das heißt, jeden einzelnen nach seinen Möglichkeiten unterstützen
  • da wir inzwischen viele Ganztagsschulen haben: ein gesundes Mittagessen und OGS-eigene, gut ausgestattete Räumlichkeiten für die freie Zeit

 

11.    Fahrradfahren in Siegen wird immer beliebter. Wie möchten Sie sichere Radwege und Sicherheit für Radfahrer*innen im Straßenverkehr in Siegen realisieren?

Siegens nächstes Großprojekt muss die Schaffung eines durchgängig schnell zu befahrenden Radweges auf den Hauptachsen von Nord nach Süd und von Ost nach West sein, möglichst unabhängig vom Straßennetz für PKW und Bus. Nur das schafft wirkliche Sicherheit. Danach brauchen wir auch gute Verbindungen zwischen den Ortsteilen. Außerdem wichtig: gute und sichere Fahrradabstellanlagen.

 

12.    Was möchten Sie konkret für den Klima- und Umweltschutz in Siegen machen?

Ich habe hierzu ja bereits in Frage 5 einige Ausführungen gemacht. Dazu ergänzend: wir müssen unsere zerstörten und kranken Wälder wieder aufforsten. Dabei müssen wir Monokulturen unbedingt vermeiden. Wir müssen dringend die Abgasemissionen senken, das heißt mehr Elektromobilität oder alternative Antriebe u.a. bei großen Fahrzeugen wie Busse, LKWs, Müllabfuhr usw.

Wir brauchen eine gut ausgestattete und von Experten geleitete Fachstelle für Klimaschutz in der Verwaltung, die alle städtischen Entscheidungen auf ihre Klimaverträglichkeit hin überprüft.

 

13.    Besonders junge Menschen sind sehr häufig auf den ÖPNV angewiesen. Welche Maßnahmen sind hier geplant? Wie soll sichergestellt werden, dass man auch ohne Auto in Siegen von A nach B kommen kann und das nicht nur auf der Hauptroute zwischen Geisweid und Siegen und nicht zu horrenden Preisen?

Maßnahmen wie das kostenfreie Schüler*innenticket sind hier der richtige Weg. Leider sind die Taktungen der Busse schlecht und die der Bahnen verbesserungsfähig insbesondere abends und in die Stadtteile hinein. Hier muss der zuständige Kreis Si-Wi Abhilfe schaffen. Als Bürgermeister werde ich diese Gespräche führen.
 Unsere Vision ist langfristig die Schaffung eines S-Bahnnetzes mit mehr Haltepunkten und der Vernetzung von verschiedenen Verkehrsarten, also eine optimierte Nutzung z.B. von Bus, Bahn und Rad zusammen.

 

14.    Bundesweit ist ein Anstieg von antisemitischen Vorfällen und Straftaten zu verzeichnen. Im Zuge der „Corona-Krise“ werden, auch in Siegen, öffentlich antisemitische Verschwörungsideologien verbreitet. Wie wollen Sie damit umgehen? Welche (präventiven) Projekte o.Ä. sind geplant?

Bürgermeister und die politischen Gremien sind hier besonders wichtig. Sie sollten, stellvertretend für die Bürgerschaft, klare Position ergreifen und solche Verschwörungstheorien nicht unwidersprochen lassen. Darüber hinaus gilt es, vorhandene Projekte zu unterstützen. Die Stadt Siegen hat zum Beispiel eine eigene europäische Fachstelle gegen Rassismus, die allerdings auch mit einer Fülle anderer Aufgaben betraut ist. Etwaige Landes- und Bundesförderungen sollten genutzt werden, aber auch die Kommune soll da unterstützen, wo sich Projekte in der Bürgerschaft entwickeln, um dem Einhalt zu gebieten.
 An den Schulen könnte u.a. durch ein Stärkung bzw. Ausbau der Schulsozialarbeit aufkeimendem Antisemitismus bzw. Fremdenfeindlichkeit und Rassismus entgegengewirkt werden.

 

15.        Rechtsextremistische Gruppierungen treten seit dem letzten Jahr vermehrt in der Öffentlichkeit in Siegen auf. Welche (Bildungs-) Maßnahmen sind in diesem Bereich geplant?

Es ist richtig, hier mehr Geld für Bildungsmaßnahmen bereitzustellen. Hier könnte den Jugendgruppen, den Jugendtreffs, dem Stadtjugendring und sicher auch dem Jugendparlament eine wichtige Rolle zukommen. Neue Ideen und Projekte müssen hier auch kommunal gefördert werden. Wichtig auch: die bestehenden Netzwerke wie „Demokratie im Alltag“, „Siegen gegen rechts“ inhaltlich, aber auch durch aktive Teilnahme zu unterstützen.

In meiner jetzigen Tätigkeit beim Verein für soziale Arbeit und Kultur gibt es mit dem Antidiskriminierungsbüro und der Mediathek gegen Rassismus bereits zwei Projekte, die sich klar gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung stellen.

 

16.    Wie möchten Sie (strukturellem) Rassismus in Siegen entgegenwirken?

Nicht ganz einfach. Wichtig ist, dass alle Bewohner*innen in unserer Stadt ein Recht auf diskriminierungsfreien Zugang zu allen Angeboten und Leistungen haben. Dort, wo das nicht geschieht, müssen die Ursachen beseitigt werden. Leider gibt es auch einige Erlasse und Gesetze, die ich für strukturell diskriminierend halte. Hier muss die Kommune immer wieder den Finger in die Wunde legen und über den Städtetag Änderungen einfordern.

 

17.    Momentan gehen wir davon aus, dass nach den Sommerferien wieder ein normaler Schulbetrieb und Freizeitangebote möglich sind. Welche Maßnahmen sind geplant, falls es in Siegen erneut zu einem Covid-19-Ausbruch kommen sollte?

Das wird in aller Regel nicht kommunal entschieden. Bislang gibt es je nach Krisensituation mehr oder weniger klare Vorgaben des Landes NRW, die leider oft mehr Verwirrung stiften als Klarheit bringen. Grundsätzlich gilt: die Stadt sollte überall da, wo es eigene Entscheidungsmöglichkeiten gibt, eher zurückhaltend und vorsichtig mit dem Abbau von Einschränkungen sein. Ein erneuter massiver Covid 19 Ausbruch hat neben den schlimmen gesundheitlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen auch schwere wirtschaftliche Folgen.

 

18.    Grade kulturelle Betriebe haben durch die Covid 19 Pandemie einen harten Schlag erlitten. Wie möchten Sie sicherstellen, dass ein breites kulturelles Angebot in Siegen erhalten bleibt?

Das geht weitgehend nur über finanzielle Unterstützungsprogramme. Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, dass die, die unser kulturelles Leben in den normalen Zeiten bereichern, diese Coronazeit auch überleben. Die Kommune kann hier leider nicht so viel selber machen. Sie kann sicher beim Transfer der Fördergelder des Landes und des Bundes zu den Betroffenen helfen. Sie kann auch ausgesprochene Förderungen beibehalten, ohne auf Rückzahlungen zu bestehen. Sie kann auch dabei helfen, dass die Kulturbetriebe durch gute Hygieneplanungen zeitnah wieder starten können.
Im Rat der Stadt Siegen haben wir uns dafür stark gemacht, dass eine Unterstützung für Kulturschaffende von Bund und Land gefordert wird.

 

 



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