Kulturelle/Musikalische Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene

Anfrage zur Sitzung des Kulturausschusses am 01.02.2022

Sehr geehrte Frau Bialowons-Sting,
sehr geehrte Damen und Herren,

außerhalb der Pandemie gehört feiern gehen oder ein Konzert besuchen für viele junge Menschen zum Wochenende dazu. Aufgrund der Sanierungsarbeiten an der Hufeisenbrücke wird in ca. 5 Jahren die Veranstaltungsstätte ‚Meyer‘ abgerissen. Dann wird es dem aktuellen Stand noch drei ‚Clubs‘, zwei davon im Innenstadtbereich, geben. Im Hinblick auf die Vorkommnisse an den Treppen am Krönchen im Sommer sowie der Erwartung, dass das studentische Leben zukünftig die Stadt stärker bereichern soll, bittet Bündnis 90/Die Grünen um die Beantwortung nachfolgender Fragen:

  1. Wird die Verwaltung bei einem Wegfall der Räumlichkeiten von Clubs diese bei der Suche nach neuen unterstützen? Wie beurteilt die Verwaltung grundsätzlich die Potentiale in der Stadt für Angebote wie zentrale Feiermöglichkeiten für junge Menschen?
  2. Welche städtischen Räumlichkeiten/ Veranstaltungsflächen stehen Jugendlichen ab 16 Jahren sowie jungen Erwachsenen zur kostengünstigen Anmietung für eigene Veranstaltungen zur Verfügung? (Mit der Bitte um Darstellung der  Flächengröße, Kosten, Strom etc.)
  3. Was kann aus Sicht der Verwaltung verbessert werden, um die Altersgruppe bei der Durchführung von Veranstaltungen zu unterstützen?
  4. Welche Möglichkeiten besitzt die Verwaltung, das musikalische sowie kulturelle Angebot für Jugendliche zu erhöhen?

Stellungnahme der Verwaltung im Kulturausschuss 01.02.2022:
Nachstehend nimmt die Verwaltung in jeweiliger Zuständigkeit Stellung. Tangiert von der Thematik sind die Wirtschaftsförderung (1/2), die Kultur (2/4) und das Jugendamt (5/2). Die jeweiligen Antworten sind entsprechend kenntlich gemacht.

Zu 1) Wird die Verwaltung bei einem Wegfall der Räumlichkeiten von Clubs diese bei der Suche nach neuen unterstützen? 
Wirtschaftsförderung zu Teil 1 der Frage: 
Die Verwaltung ist über die Abt. Wirtschaftsförderung als Vertragspartnerin im regelmäßigen Dialog mit dem Inhaber des Musikclub Meyer. Derzeit erfolgen im Hinblick auf die Erneuerung der Hufeisenbrücke verschiedene Variantenuntersuchungen, die im Sommer 2022 in einer weiteren politischen Beratung münden. Es besteht ein großes Interesse daran, den Betrieb der seit fast 30 Jahren im Stadtzentrum ansässigen Musikkneipe Meyer für die Siegener Gastronomieszene auch perspektivisch zu erhalten. 
Generell unterstützt die Wirtschaftsförderung branchenübergreifend alle an einem Standort in Siegen interessierten Unternehmen bei der Standortsuche und Ansiedlung. Bei vielen Ansiedlungsprojekten aus der Gastronomiebranche war die Wirtschaftsförderung involviert. Die finale Standortentscheidung zur Ansiedlung und Eröffnung von Clubs und Gastronomiebetrieben trifft dennoch der jeweilige Inhaber in Form einer reinen privatwirtschaftlichen Entscheidung. 
Teil 2 der Frage: Wie beurteilt die Verwaltung grundsätzlich die Potentiale in der Stadt für Angebote wie zentrale Feiermöglichkeiten für junge Menschen?
Potentiale in der Stadt und zentrale Feiermöglichkeiten für junge Menschen sind vorhanden, aber durchaus auch erweiterbar. Neben der Vielfalt in der Gastronomieszene gibt es verschiedene OpenAir Angebote, wie z. B. „Mittwochs in“, „Saturday Nightfever“, OpenAir Kino, Sommerfestival, Streetfood, Siegen karibisch, Sunset Tunes, Nacht der 1.000 Lichter und das Stadtfest. 

Kulturabteilung
Ergänzend zu den Antworten der Abteilung für Wirtschaftsförderung nimmt die Kulturverwaltung wie folgt Stellung:
Die Frage nach Potentialen zum Feiern für junge Menschen ist nicht eindeutig zu beantworten. Dies aus unterschiedlichen Gründen:Zum einen ist die Altersgruppe der „jungen Menschen“ (16 bis 28) nicht homogen, sondern heterogen. Was die / den 16jährige(n) anspricht, muss der / dem 28jährigen nicht gefallen und umgekehrt. Die Szene spaltet sich in unterschiedliche Stile und Musikvorlieben auf. Allen an einem Ort mit einem Angebot zu entsprechen, ist kein realistisches Ziel. Bei Großveranstaltungen, wie dem Stadtfest, wird versucht, dem Geschmack „junger Menschen“ entgegenzukommen, z. B. durch das „Willerwatz Festival“ auf dem Schlossplatz. Die Anziehungskraft anderer Musikfestivals außerhalb von Siegen belegt jedoch, dass der Bedarf damit keineswegs gedeckt ist. 
Zum anderen: Mehr Festivals unterschiedlicher Prägung sind theoretisch denkbar. Hier stößt die Stadt und stoßen private Anbieter jedoch bald an Grenzen der Verfügbarkeit geeigneter Flächen. Im innerstädtischen Raum fehlt es an ausreichend dimensionierten Plätzen. Nachbarschaftliche Belange sind ebenfalls zu berücksichtigen. Auf dem Erfahrungsfeld Schön und Gut haben sich Festivals etabliert, wie das Feldfunk-Festival oder auch der „Schießstandjam“. Die Fläche befindet sich jedoch nicht im Besitz der Stadt Siegen. Den durchaus großzügig bemessenen Rahmen steckt die Hoppmann-Stiftung ab.
Zum Dritten: Wenn sich eines über den Feierbedarf junger Menschen gesichert sagen lässt, dann ist es, dass diese informelle Treffpunkte bevorzugen, die sie jederzeit spontan aufsuchen können. Das setzt eine hohe Dichte an Angeboten und Anbietern voraus, sowohl im Open-Air-Bereich als auch in der Gastronomie. Diese Dichte ist in Siegen nicht gegeben. Szene-Clubs, wie das Meyers und das Vortex, gehören zu den wenigen, die regelmäßig Live-Acts veranstalten. Das ist finanziell riskant und rechnet sich nur, wenn die Location kostengünstig oder gar mietfrei ist. Wenn die Kommune hier hilfreich sein will, dann bei der Suche, möglicherweise auch Überlassung von Immobilien, die szene-gerecht gestylt werden können. Das unternehmerische Risiko bleibt auch in diesem Fall beträchtlich. Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang, dass bauliche und sicherheitstechnische Anforderungen an Versammlungsstätten schon manche kreative Idee im Keim erstickt haben. Die Kosten sind irgendwann nicht mehr tragbar für den privaten Investor. Die Abwanderung des Café Basico nach Kreuztal ist hierfür ein beredtes Beispiel.

Zu 2) Welche städtischen Räumlichkeiten / Veranstaltungsflächen stehen Jugendlichen ab 16 Jahren sowie jungen Erwachsenen zur kostengünstigen Anmietung für eigene Veranstaltungen zur Verfügung (Mit der Bitte um Darstellung der Flächengröße, Kosten Strom etc.)
Kulturabteilung
Städtische Räumlichkeiten stehen grundsätzlich allen Bürger/-innen zur Verfügung. Spezielle Rabattierungen sind der Kulturverwaltung nicht bekannt. Regelmäßig angemietet werden die Säle der Siegerlandhalle für Abi-Bälle. Diese finanzieren sich durch Eintrittsgelder.

Zu 3) Was kann aus Sicht der Verwaltung verbessert werden, um die Altersgruppe bei der Durchführung von Veranstaltungen zu unterstützen?
Kulturabteilung
 Zum Raum- und Flächenangebot wurden bereits Ausführungen gemacht. Unterstützen kann die Verwaltung des Weiteren bei Antragsverfahren für Veranstaltungen im öffentlichen Raum. Nicht wenige sind oder fühlen sich überfordert bei der exakten Beantwortung von Fragen zum technischen Aufbau oder auch zum Sicherheitskonzept. Hier kann die Kulturverwaltung beratend tätig werden. Eine Vereinfachung des ordnungsbehördlichen Verfahrens nach Art und Größenordnung der Veranstaltung ist darüber hinaus wünschenswert. 


Zu 4) Welche Möglichkeiten besitzt die Verwaltung, das musikalische sowie kulturelle Angebot für Jugendliche zu erhöhen?
Jugendamt
1. Zu Clubs kann die Kinder- und Jugendförderung (5/2-1) keine Stellungnahme abgeben. Ob die bestehenden „Feiermöglichkeiten“ ausreichen, kann nicht beurteilt werden. Hier fehlen Rückmeldungen und Daten. Es sind allerdings keine diesbezüglichen Anfragen von Jugendlichen oder jungen Menschen bekannt.
2. Kinder- und Jugendtreffs sind „Aneignungsräume“ für Kinder und Jugendliche. Räume können in Absprache Gruppen zeitweise zur Verfügung gestellt werden (meist werden diese von Tänzern oder verbandlichen Jugendgruppen angefragt). Private Feiern können dort nicht stattfinden.
3. Anlaufstelle sind Kinder- und Jugendeinrichtungen im Stadtgebiet, die grundsätzlich Jugendliche unterstützen, ihre Ideen umzusetzen. In der Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung „BlueBox“ finden nach wie vor Konzerte, aber auch Musicals, Filmpräsentationen oder Theaterstücke statt. Diese werden oft durch Nachwuchskünstler, junge Kulturschaffende wie „Junges Theater Siegen“ selbst und mit Unterstützung der Mitarbeiter*innen der BlueBox durchgeführt. Die Einrichtung stellt weiterhin Räume und Möglichkeiten für kinder- und jugendkulturelle Initiativen wie z.B. den jungen Verein „JuMa“ zur Verfügung. Es gibt darüber hinaus aber die Möglichkeit, dass sich Gruppen in der BlueBox (Schwerpunkt „Jugendkultur“ wird derzeit überarbeitet) treffen. 
Im KJT Geisweid ist aus einer Initiative von Jugendlichen die Veranstaltung „Music against racism“ entstanden. Hier finden außerdem regelmäßig Angebot im Bereich HipHop und Rap statt, die ebenfalls auf den Wunsch von Jugendlichen zurück gehen. Im KJT Weidenau steht für junger Jugendliche (10-14 Jahre) das partizipativ angelegte Landesprogramm „Kulturrucksack“ zur Verfügung. Im letzten Jahr gab es aufgrund der Befragung „Corona – wir mischen mit!“ weitere Angebote: OpenAir-Kino, diverse Angebote auf den Skateplätzen etc. Die Bluebox veranstaltet in 2022 ein Skatevent und ein Street-Art-Festival.

Kulturabteilung
Die Antwort auf Frage 4 ergibt sich aus den Antworten zu 1 – 3. Eine ressortübergreifende Zusammenarbeit zu etablieren, könnte sich als hilfreich erweisen.

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