17.02.2010

Stellungnahme der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt Siegen

Walter Krämer: Höchste Zeit zum Nachdenken

Am 25. Januar 2010 scheiterte im Siegener Kulturausschuss der erneute Versuch von Bündnis 90 / Die Grünen, dem Gedenken an Walter Krämer endlich einen würdigen Ausdruck zu geben. Die Medien in Siegen haben darüber berichtet, seitdem sind zahlreiche Leserbriefe und Kommentare von Bürgerinnen und Bürgern veröffentlicht worden. Der einhellige Tenor dieser Stellungnahmen ist: Wie konnte es angesichts der Verdienste von Walter Krämer denn nur zu dieser Ablehnung durch eine knappe Mehrheit aus CDU, FDP und UWG kommen? Bisher haben überregionale Medien nichts von diesem Vorgang gemeldet, sonst wäre aus einer „Blamage“ schon ein regelrechter Skandal geworden, von bundesweiter Aufmerksamkeit und verbunden mit unserer, auf ein gutes Image bedachten Stadt Siegen.

Worum ging es beim Beschlussvorschlag von Bündnis 90 / Die Grünen? Für die Ehrung von Walter Krämer durch eine Straßen-, Brücken- oder Platzbenennung sollte die Verwaltung beauftragt werden, „bisherige Vorschläge und mögliche Alternativen im Ausschuss vorzustellen und einen beschlussfähigen Benennungsvorschlag vorzulegen.“ Der Ort dafür sollte in „zentraler Lage“ von Siegen gefunden werden. In diesem Zusammenhang wurde die Idee vorgetragen, die Hindenburgbrücke in Walter-Krämer-Brücke umzubenennen, weitere Vorschläge waren erwünscht. Auf nicht mehr, aber auch nicht weniger lief der Antrag hinaus.

Dennoch kam kein Gegenvorschlag von der Ausschussmehrheit, nicht einmal die Andeutung eines möglichen Kompromisses. Die grünen Vertreter im Kulturausschuss Daniela Stoker und Raimund Klauser empfanden es so: „Wir sahen uns einer ‚Mauer’ gegenüber. Nichts hat sich seit der Ablehnung unseres Antrags von 2001 geändert. Die bekannten Klischees wurden wie von der Kanzel verkündet, und dies sogar ziemlich lustlos. CDU, FDP und UWG wollten einfach nicht.“

Glücklicherweise hält sich in Siegen die Anzahl kritisch zu betrachtender Straßenbenennungen in Grenzen, von denen eine hier erwähnt sein soll:
In Weidenau kreuzen sich Samuel-Frank- und Graf-Luckner-Straße. Samuel Frank war ein Weidenauer Kaufmann jüdischen Glaubens, der 1942 in einem Vernichtungslager in Polen starb. Felix Graf von Luckner dagegen, der legendäre „Seeteufel“ des Ersten Weltkriegs, kooperierte mit dem NS-Regime. Er soll sich dennoch einige Verdienste erworben haben, wofür er 1953 mit dem „Großen Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland“ ausgezeichnet wurde. Vielen dürfte unbekannt sein, dass Luckner 1939 vor der Verurteilung durch ein „Sonderehrengericht“ stand. Nur das persönliche Eingreifen von Adolf Hitler soll ihn davor bewahrt haben, u.a. wegen eines Verbrechens in mehreren Fällen abgestraft zu werden, das heute als „Sexueller Missbrauch von Kindern“ bezeichnet wird.

Wie hält es also die Stadt Siegen mit in Straßennamen manifestierten „Ehrungen“? Wem gebührt Zuerkennung seiner jeweiligen Verdienste, wem gar Aberkennung? Straßennamen können auch Erinnerung sein, bieten Anlass zum Nachdenken, sind etwas wie ein Denk-mal. Da erscheint es geradezu abstrus, ausgerechnet einem auch von anderen geehrten Sohn der Stadt wie Walter Krämer die ausdrückliche Würdigung zu verweigern.

Michael Groß, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90 / Die Grünen, weist die Richtung: „Von CDU, FDP und UWG war bisher nichts zu lesen und zu hören. Aber die Ehrung von Walter Krämer lässt sich nicht so einfach aussitzen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass in diesen Fraktionen das Nachdenken nicht aufgehört hat. Die Chance zu einer Änderung ihrer strikten Ablehnung muss ihnen jedenfalls gegeben werden. Und daran werden wir sie erinnern.“

zu unserem Antrag und der Behandlung im Kulturausschuss


Unterschriftenaktion des VVN
www.vvn-bda-siegen.de/kraemer10.html

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