Angemessene Würdigung der Verdienste von Walter Krämer

Antrag zur nächsten Sitzung des Kulturausschusses der Stadt Siegen    11.11.2009

Angemessene Würdigung der Verdienste von Walter Krämer

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bittet, den folgenden Antrag in die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Kulturausschusses aufzunehmen:

Beschlussvorschlag

Der Kulturausschuss des Rates der Stadt Siegen wünscht eine angemessene Ehrung von Walter Krämer in Form einer Straßen-, Brücken- oder Platzbenennung in zentraler Lage (Siegen-Mitte).

Die Verwaltung wird aufgefordert, bisherige Vorschläge und mögliche Alternativen im
Ausschuss vorzustellen und einen beschlussfähigen Benennungsvorschlag vorzulegen.

Begründung
Schon mehrmals ist versucht worden, Walter Krämer, dem „Arzt von Buchenwald“ und Sohn der Stadt Siegen, die Ehre zu erweisen, die ihm postum zusteht. Allerdings wurde erst 1999 wenigstens eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus in der Charlottenstraße angebracht. Im April 2000 fand dann der offizielle Akt der Verleihung des Titels „Gerechter der Völker“ der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem im Gläser-Saal der Siegerlandhalle statt, an der fast der gesamte Stadtrat teilnahm. Selbst diese Ehrung brachte aber immer noch nicht den Durchbruch
in Siegen: Denn im März 2001 scheiterte im Kulturausschuss des Stadtrates unser Antrag, die damals neu gebaute Sieg-Brücke im Zuge der Hindenburgstraße nach Walter Krämer zu benennen.
Bürgermeister Steffen Mues hat sich nun für die Würdigung von Walter Krämer durch eine Straßen- oder Platzbenennung ausgesprochen.

Den Verdiensten Krämers angemessen wäre eine Würdigung in zentraler Lage, also Siegen-Mitte. Da alle Plätze und Straßen schon ihre Namen haben, bietet sich an, die Sieg-Brücke an Reichswaldsecke / Hindenburgstraße zu nehmen, die nicht einmal  Hindenburgbrücke“ heißt.
Warum nicht die als „Steigbügelhalter“ des NS-Regimes historisch kritische Figur Paul von Hindenburgs mit Walter Krämer direkt konfrontieren? Das gäbe auch in Zukunft Anlass zum Nachdenken, auch über die Symbolik einer Bücke, eben ein wirkliches „Denk-Mal“ – mitten in der Stadt.

 

Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des Kulturausschusses am 25.01.2010:
3. Anträge gemäß § 9 der Geschäftsordnung
3.1 Angemessene Würdigung der Verdienste von Walter Krämer
Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 11.11.2009

Frau Stoker erläutert den Antrag.

Frau Hecker stimmt im Namen ihrer Fraktion dem Antrag nicht zu, da die schon vorhandene
Gedenktafel im Charlottental an Krämers Geburtshaus sowie die Verleihung
des Titels „Gerechter unter den Völkern“ für eine angemessene Würdigung ausreicht.
Mit Verweis auf die kriminelle Vergangenheit sowie die antidemokratische Einstellung
Walter Krämers schließt Frau Dittert eine weitere Würdigung aus.

Die FDP-Fraktion begrüße den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, allerdings
mit Einschränkungen, so Herr Stöcker. Walter Krämers politische Einstellung
sei nicht zu würdigen, sondern vielmehr Krämers übermenschliche Leistungen. Die
Verwaltung solle beauftragt werden, einen geeigneten Vorschlag für eine entsprechende
Würdigung zu erarbeiten. Dabei sei eine Umbenennung in Siegen-Mitte problematisch,
da dies von der Siegener Bevölkerung aufgrund der bereits eingeprägten
Namen, beispielsweise „Hindenburgbrücke“, nicht getragen würde.

Innerhalb der UWG-Fraktion gebe es unterschiedliche Stimmen hinsichtlich einer
angemessenen Würdigung Walter Krämers, so Frau Tielsch. Festzuhalten sei jedoch,
dass man einer Neubenennung einer Straße, eines Platzes oder einer Brücke
zustimme, nicht jedoch einer Umbenennung in zentraler Lage.

Frau Fries unterstützt den Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Es sei
wichtig, einen Platz in Siegen-Mitte für eine angemessene Würdigung der Leistungen
Walter Krämers zu finden, daher schließt sie eine Straßenbenennung im Baugebiet
Giersberg Ost aus und wirbt für eine Umbenennung der Siegbrücke, welche über die
Bahnhofstraße führt. Eine entsprechende Entscheidung solle von der Politik getroffen
werden und nicht, wie von Herrn Stöcker vorgeschlagen, der Verwaltung überlassen
werden. Bedauerlicherweise habe die CDU-Fraktion ihre Meinung scheinbar im Laufe
der Jahre trotz der Ehrung als „Gerechter unter den Völkern“ nicht geändert.

Herr Nolz widerspricht den Ausführungen von Frau Dittert mit dem Hinweis darauf,
dass Walter Krämer Kraft und Mut zur Verteidigung der Demokratie aufgebracht habe.
Die dem Antrag beigefügte Stellungnahme der Verwaltung sei nach seiner Ansicht
von ausgezeichneter Qualität, beinhalte jedoch keinen beschlussfähigen Vorschlag.
Eine Umbenennung der sog. Hindenburgbrücke unter Beibehaltung der Straßenbezeichnung
Hindenburgstraße sei nur schwer vorstellbar. Alternativ könnte man
beispielsweise das im Eigentum des Kreises befindliche Gebäude des ehemaligen
Stadtkrankenhauses oder ein Schulgebäude nach Walter Krämer benennen.

Um sich einem gemeinsamen Beschluss anzunähern, macht Herr Klauser den Vorschlag,
die Begrifflichkeit „Siegen-Mitte“ zu streichen und sich auf die zentrale Lage,
die zum Beispiel auch in Weidenau gegeben wäre, zu beschränken.
Die Frage von Frau Fries, ob eine Umbenennung des Brückenbauwerks Siegbrücke
überhaupt möglich sei, kann Herr Burwitz nicht beantworten, da zunächst eine Überprüfung
erforderlich sei. Fraglich sei, ob ein Beschluss der Stadtverordnetenversammlung
über eine entsprechende Bezeichnung besteht.

Bezogen auf die Nachfrage von Herrn Kamieth stellt Herr Hahn die Beschlussfähigkeit
fest.

Beschluss:
Der Kulturausschuss des Rates der Stadt Siegen wünscht eine angemessene Ehrung
von Walter Krämer in Form einer Straßen-, Brücken- oder Platzbenennung in
zentraler Lage.

Die Verwaltung wird aufgefordert, bisherige Vorschläge und mögliche Alternativen im
Kulturausschuss des Rates der Stadt Siegen vorzustellen und einen beschlussfähigen
Benennungsvorschlag vorzulegen.

Beratungsergebnis: 6 Stimmen dafür (SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN,
DIE LINKE), 7 dagegen (CDU, FDP, UWG), 0 Enthaltungen

=> Damit ist der Antrag abgelehnt.

Unterschriftenaktion des VVN
www.vvn-bda-siegen.de/kraemer10.html

Grüne Geschäftsstelle

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