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Gemeinsamer Antrag gemäß §9 der Geschäftsordnung des Rates der Universitätsstadt Siegen zur Sitzung des Ausschusses für Soziales, Familien und Senioren am 16.11.2022
Sehr geehrte Frau Schneider,
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, GfS, FDP, Linke und Volt im Rat der Stadt Siegen bitten darum, folgenden Antrag zur Tagesordnung der o.g. Sitzung zuzulassen.
Beschlussvorschlag:
Der Sozialausschuss empfiehlt, der Rat beschließt:
Begründung:
Viele Menschen in Siegen, die ihren Lebensmittelpunkt auf der Straße haben, sind nur unzureichend an das Hilfesystem angebunden. Die von multiplen Problemlagen Betroffenen lassen sich häufig nur durch intensive Beziehungsarbeit auf Unterstützung zum selbstständigen Wohnen ein. Denn aktuell müssen Betroffene zunächst ihre „Wohnfähigkeit“ unter Beweis stellen: Unterkünfte und Trainingswohnungen müssen durchlaufen werden. Oftmals ist der Wohnraum an für die Betroffenen schwer zu erfüllende Auflagen, wie z.B. Abstinenz, gekoppelt. Der Aufstieg in ein reguläres Mietverhältnis scheitert indes häufig an den Anforderungen des privaten Wohnungsmarkts. Zeitliche Befristungen in bestehenden Wohnraumprojekten bedrohen von Anfang an den Erfolg, die Angst vor der erneuten Wohnungslosigkeit wirkt als selbsterfüllende Prophezeiung. Ein sogenannter „Drehtür-Effekt“ stellt sich ein.
Housing First verfolgt den Ansatz, Wohnungslosigkeit unmittelbar zu beenden, indem wohnungslosen Menschen eine eigene Wohnung angeboten wird: Ohne Vorbedingungen wird ein Mietvertrag mit allen Rechten und Pflichten geschlossen. Um die Wohnung langfristig zu halten, werden wohnbegleitende Hilfen aktiv angeboten: Betroffene werden dazu ermutigt, Probleme mit Unterstützung anzugehen, regelmäßige Besuchstermine werden durch weitergehende persönliche Hilfen ergänzt. Housing First setzt auf das praktische Wiedererlernen von autonomer Lebensführung in der eigenen Wohnung. Diese dient dabei als Schutzraum und Quelle eines Sicherheitsgefühls. Housing First ergänzt die bestehenden Angebote der Wohnungslosenhilfe. Dort wo Housing First bereits praktiziert wird, sind die Ergebnisse überzeugend. Das Konzept Housing First schafft neue Wege für Menschen, die Veränderung wollen und bereit sind, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen.
Unser Ziel ist es, Menschen Wohnraum zu geben, sie zu befähigen, zu fordern, zu unterstützen und individuell zu begleiten. Das ist unsere Chance, ein gesellschaftliches Problem zu lösen. Denn jeder Mensch verdient Menschenliebe, Respekt und individuelles Glück.
Durch den LWL wurde unlängst ein Förderprogramm zu Housing First aufgelegt (https://www.lwl-inklusionsamt-soziale-teilhabe.de/de/informationen-fur-fachleute/housing-first/).
Die Verwaltung wird aufgefordert, diese Fördermöglichkeit zu nutzen.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Samuel Wittenburg, Fraktionsvorsitzender Volt
gez. Michael Groß, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen
gez. Christian Sondermann, Fraktionsvorsitzender GfS
gez. Klaus Volker Walter, Fraktionsvorsitzender FDP
gez. Henning Klein, Fraktionsvorsitzender Die LINKE
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