"Energie - Erdöl - Afrika"

Die Zahl der Gäste machte deutlich, dass die Folgen unserer Wirtschaftsbeziehungen zu den Afrikanischen Ländern durchaus auf Interesse stoßen. Renate Helm gab einen umfangreichen Überblick zur sozialen, politischen und wirtschaftlichen Situation in der Republik Kongo.

Die Veränderung der wirtschaftlichen und sozialen Strukturen des Landes und die ökologischen Auswirkungen durch die Erdölförderung standen im Mittelpunkt des Vortrages. Aber auch die politischen Rahmenbedingungen, Handelsbeziehungen, die europäische Konzernpolitik und die Aktivitäten von NGO's wurden thematisiert.

Der Erdölboom hat sowohl die wirtschaftlichen Strukturen komplett verändert, indem frühere Wirtschaftszweige (z.B. Kali-Bergbau) heute vergleichsweise bedeutungslos wurden, als auch das gesellschaftliche Gefüge durcheinander gewirbelt. Im Land herrscht eine Arbeitslosenquote von 50 %, es gibt keine Rentenversicherung und vergleichsweise schlechte Krankenversicherungsstandards für die Beschäftigten. Obwohl das Land annähernd so groß ist, wie die Bundesrepublik Deutschland, leben dort mit 3 Mio. Einwohner wesentlich weniger Menschen, die sich zu fast 90 % in der Hauptstadt konzentrieren. Mit ca. 80% für Afrika vergleichsweise hoch ist die Alphabetisierung.

Die ökologischen Folgen der Erdölförderung sind, sowohl offshore erheblich, als auch im Landesinneren, wo die Grundlagen der Nahrungsmittelerzeugung in den dörflichen Strukturen gefährdet wird. Umweltgesetzgebung und Umweltpolitik können nicht Schritt halten, mit dem Tempo und der Macht der Konzerne.

Vor diesem Hintergrund war der Bericht zum Stand der Bemühungen um das geplante Umweltkompetenzzentrum von großem Interesse, auch weil dies als eine der wenigen Möglichkeiten erscheint, überhaupt Einfluss auf die ökologische und soziale Situation zu nehmen. Zumindest lägen mittlerweile Finanzierungszusagen vor, so die Referentin, womit die Planungen fortgeführt werden könnten.

"Kein fair gehandeltes Benzin im Bioladen!"

Während der faire Handel in vielen Produktbereichen versucht, einen Ausgleich zwischen Erzeugern in Drittweltländern und Verbrauchern der Industrieländer herbeizuführen, gibt es im Bereich der Erdölproduktion nichts vergleichbares, was europäischer Konzernpolitik entgegengesetzt werden könnte. Im Mittelpunkt der Unterstützungsmöglichkeiten stehen daher Information und Aufklärung, so wie die Aktivitäten der Nichtregierungsorganisationen vor Ort.  Dazu gehört aber auch die Aufklärung über die Gründe von Flucht- und Wanderungsbewegungen, so wie die Beobachtung der politischen Beziehungen und unserer Aussenhandelsstrukturen.

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Text der Einladung

Energie - Erdöl - Afrika...

Auswirkungen der Energiewirtschaft auf die regionale Entwicklung am Beispiel der Erdölförderung in der Republik Kongo

Vortrag von Renate Helm, Politikwissenschaftlerin, Siegen

Am 03. Februar 2009 um 19,00 Uhr
im GRÜNEN Büro, Löhrstrasse 7 in Siegen


Im Rahmen eines Forschungsprojektes hat die Referentin in der Republik Kongo über die dortige Struktur der Erdölförderung und die Auswirkungen auf das Land und die Bevölkerung recherchiert.
Ziel des Projektes, welches von einer NGO vorangetrieben wurde, war die Etablierung eines Umweltkompetenzzentrums, welches als Frühwarnsystem für die Bevölkerung bezüglich Umweltschutz, Bildung und Gesundheit dienen sollte.

Vor dem Hintergrund der großen Diskrepanz zwischen den Einnahmen aus der Erdölförderung und der Lage der Bevölkerung, sowie des fehlenden Umweltbewußtseins vor Ort, muss eine europäische Politik wesentlich stärker ihre Verantwortung für die durch sie mit verursachten Probleme anerkennen.
Es fließt derzeit viel EU-Geld in den Abwehrkampf gegen die Mittelmeerflüchtlinge (Frontex, Auffanlager in Lybien etc.), aber es gibt wenig Mittel für Strukturmaßnahmen zur Armutsbekämpfung. Und das fällt besonders da auf, wo europäische Konzerne involviert sind und die reichen Gesellschaften - also wir - zu den Profiteuren dieser Strukturen gehören.


Das Problem existiert für Europa erst in Gibraltar, Lampedusa oder auf den kanarischen Inseln. Die Ursachen liegen aber tiefer und sie haben auch mit uns zu tun. Das soll an diesem Abend exemplarisch am Beispiel der Erdölförderung in der Republik Kongo dargestellt werden.

Wir freuen uns auf Deinen /Ihren Besuch!

 

 

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