Leben im Alter

Seniorenbericht 2005/2006 der Stadt Siegen vorgestellt
Thema : Älterwerden in Siegen – Seniorenbefragung der Stadt


Die Sozialplanerin der Stadt Siegen Anja Heiden stellte die Ergebnisse der Seniorenbefragung aus dem Jahr 2005 im Haus Herbstzeitlos vor. Der Stadtverband Siegen von Bündnis 90 / Die Grünen hatte dazu seine Mitglieder, interessierte Bürgerinnen und Bürger und Vertreterinnen und Vertreter der Seniorenverbände eingeladen.
Die demografische Entwicklung folgt, so Anja Heiden, auch in Siegen dem allgemeinen Trend: Die Einwohnerzahlen sinken und das Verhältnis von jung und alt verändert sich auch hier zugunsten der älteren Menschen. Um diesen neuen Herausforderungen künftig begegnen zu können, wurde vom Juli 2005 bis September 2005 eine Seniorenbefragung durchgeführt. Dazu  wurde einer zufällig ausgewählten Gruppe von 3000 Personen im Alter von  55 bis 90 Jahren von der Stadt ein Fragebogen zugesandt.
Etwas weniger als die Hälfte, nämlich 1253 Bögen, wurden ausgefüllt zurückgeschickt und konnten für die statistische Erhebung verarbeitet werden.
Einige Ergebnisse der Auswertung: Unter anderem hatten Menschen mit Migrationshintergrund nur in geringem Maße geantwortet. Anja Heiden: „Es wird noch geprüft, woran das liegt. Wir werden hier noch einmal eine ergänzende spezielle Befragung durchführen.“. Weiterhin stellten Volksschulabsolventen mit und ohne Berufsabschluss mit 61 % den größten Anteil der Antwortenden, verheiratet waren 65 % der Befragten.
Freizeitaktivitäten wie Lesen, Zeit mit dem Partner verbringen und Spaziergehen stehen an erster Stelle. Die Gruppe der 55-65 Jährigen beklagt, dass sie ihren Lieblingsbeschäftigungen, wie zum Beispiel Reisen,  oft aus finanziellen Gründen nicht nachgehen zu können. Aber auch die schlechte Gesundheit hält oft die älteren Bürger davon ab, aktiver zu sein, als sie gerne möchten.
Für viele ist es nicht selbstverständlich mit anderen in Clubs oder Vereinen aktiv zu sein. „Das liegt daran“, weiß ein älterer Diskussionsteilnehmer, „weil die Menschen es versäumt haben, in frühen Jahren damit zu beginnen. Man sollte die Leute aber trotzdem gezielt auf eine konkrete Initiative oder Treffen in ihrem Wohngebiet ansprechen. Dann kommen sie auch.“ Eine generelle Bereitschaft anderen zu helfen, zeigt ein großer Teil der Befragten. Einkaufen, Behördengänge oder kleinere Handwerksarbeiten für andere zu erledigen. wäre kein Problem für sie.
Eine anwesende Seniorin merkte an, dass häufig ältere Menschen darüber klagen, Arbeiten wie z.B. Straße- und Schneefegen oder das Verrichten von Gartenarbeiten nicht mehr leisten zu können. „Da muss ein Umdenken in unserer älteren Generation stattfinden. Man findet schon Leute, die das für einen erledigen, allerdings nicht umsonst!.“
„Wer wird Ihnen helfen, wenn Sie sich nicht  mehr selbst versorgen können?“ Bei dieser Frage, verlassen sich die allermeisten auf die Familie und Freunde. Pflegedienste oder bezahlte Hilfe werden nur von ca. 22 % in Erwägung gezogen.
Die befragten Seniorinnen und Senioren  leben noch zu 61 % im eigenen Haus. Was aber wird, wenn man einmal pflegebedürftig wird? Anja Heiden: „ Es gibt eine große Präferenz für das Verbleiben mit Einzelpflege in der eigenen Wohnung, eine etwas kleinere Gruppe würde dann gerne bei ihren Kindern leben und zugleich Tagespflege nutzen. Bemerkenswert aber auch, dass 20 %  eine betreute oder selbständige Wohngemeinschaft bevorzugen würden.“ Dazu meint Christina Schröter vom Verein Wohnträume Siegen e.V.: „Jeder hat die Möglichkeiten bei der Planung von gemeinsamen altersübergreifenden Wohnprojekten mitzumachen.“. Erich Kerckhoff vom Verein AlterAktiv e.V.: „Ich habe gehört, dass das zuständige Bundesministerium eine  Förderung von Mehgenerationenhäusern plant. Sie soll für jedes Mehrgenerationenhaus  jährlich 40.000 Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren betragen.“

Ein erstaunliches Ergebnis der Befragung war auch, dass nur 1 %  sich „Ruhe in ihrem Umfeld“ wünschen. Eine Zuhörerin: „Dann ist aber zu fragen, warum Altenheime immer noch auf die grüne Wiese gebaut werden, wenn doch dann die Bewohner und Bewohnerinnen, insbesondere dann, wenn sie noch mobil sind und im Betreuten Wohnen leben, nicht mehr am kulturellen Leben teilnehmen können!“ Die Antwort wusste ein informierter Diskussionsteilnehmer: „Das hat einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund. Die Grundstückspreise da draußen sind billig und es geht in der Altenpflege immer um viel Geld. Die Leute werden, je älter sie werden, immer mehr zum Objekt.“

Ein Seniorenberater aus dem Haus Herbstzeitlos weiß davon zu berichten, dass sehr viele Leute wegen finanzieller Schwierigkeiten „nicht mehr aus noch ein“ wissen und bei ihm Rat suchen. Dazu passt auch die eine Zahl des Umfrageergebnisses: Rund 11 % gaben an, soziale Leistungen zu beziehen.

Horst Löwenberg, Vorsitzender vom Stadtverband Bündnis 90/ Die Grünen und Moderator der Veranstaltung, mahnte an: „Bei den zukünftigen Planungsgesprächen, deren Grundlage u.a. dieser Bericht sein wird, darf nicht alles aus ökonomischer Sicht gesehen werden. Die Ethik und die Würde des älteren Menschen müssen im Mittelpunkt der Diskussionen stehen.
Will man seine Wohnmöglichkeit im Alter mitgestalten, sollte man sich frühzeitig damit beschäftigen.“
Das schien einhellige Meinung aller Beteiligter an diesem interessanten Informations- und Diskussionsabend zu sein.

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